Die Digitalisierung der Funkkommunikation in der Bundeswehr stößt auf erhebliche Probleme, die gravierender sind als bislang bekannt. Trotz laufender Serienintegration der Funkgeräte ist die Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte eingeschränkt, insbesondere der Panzerbrigade 37, die als schnelle Eingreiftruppe gemeldet ist. Wichtige Tests haben gezeigt, dass die Systeme als „nicht kriegstauglich“ gelten und die Software erhebliche Mängel aufweist, die nicht behoben werden konnten. Zukünftige Entscheidungen zur weiteren Integration sind für Ende 2025 geplant, was die rechtzeitige Einsatzbereitschaft gefährden könnte.
Berlin () – Die Probleme der Bundeswehr bei der Digitalisierung der Funkkommunikation sind wohl gravierender als bisher bekannt.
Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf rund ein Dutzend bislang unter Verschluss gehaltene Akten aus Ministerium und Truppe zu diesem zentralen Rüstungsprojekt des Verteidigungsministeriums. Demnach wird die Serienintegration der Funkgeräte trotz eines abgebrochenen Feldtests im Mai derzeit zwar fortgeführt, führt allerdings zu einer Einschränkung der Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte. Mit der nun vorgesehenen Mischlösung aus „vorübergehend gleichermaßen digitalisierten wie noch analogen“ Geräten bleibe man zwar „militärisch handlungsfähig“, heißt es, müsse allerdings eine „temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft hinnehmen“.
Das gelte insbesondere für die in der Nato aktuell als schnelle Eingreiftruppe („Forward Land Force“ FLF) gemeldete Panzerbrigade 37. Außerdem wird das Gesamtsystem den Recherchen der Zeitung zufolge auch nach einem weiteren, für November anberaumten Test nur „für Ausbildung und Übung“ einsetzbar sein, ist aber nicht gefechtstauglich. Im Raum steht auch die Verschiebung der digitalen Umrüstung: „In Quartal 4/2025 wird eine Entscheidung über die Forstsetzung Serienintegration in 2026 getroffen“, heißt es in den Unterlagen.
Laut der als Verschlusssache gezeichneten Papiere gab es, wie es in dem Bericht weiter heißt, bereits vor einem gescheiterten Test im Mai dieses Jahres Warnungen, dass die von einer Arbeitsgemeinschaft von Herstellern gelieferte Software weniger könne als verlangt. Bereits vor Beginn der Prüfungen wurde eigens ein Softwarepatch aufgespielt, das die Mängel aber nicht behob.
Nach dem Testabbruch wurden die ersten Einschätzungen des Amtes für Heeresentwicklung in einem Teilergebnisbericht festgehalten. Das zentrale Stichwort zu den digitalen Funkgeräten darin lautet: „nicht kriegstauglich“. Das Scheitern des Tests auf dem Truppenübungsplatz Munster sei „als kritisch zu werten“, einige der Mängel seien so gravierend, „dass sich aus hiesiger Sicht eine Nutzung durch die Truppe derzeit verbietet“.
In weiteren Dokumenten heißt es der „Welt am Sonntag“ zufolge, das Aufspielen von Kryptoschlüsseln sei zu umständlich, der Vorlauf für das Frequenzmanagement dauere 40 Tage – im Ernstfall nötig ist ein Tag. Das ganze System sei „anfällig für menschliche Fehler“. Bei den Tests im Mai hatte es zwei Stunden gedauert, bis die Nutzer die Geräte bedienen konnten – und das unter Laborbedingungen, mit einer ganzen Kohorte von IT-Fachleuten und der Behelfslösung von VW-Transportern in Tarnfarben – genannt „Widder“ – als Technikträger. Einen VW-Bulli in einem Gefechtsverband unter Feuer mitfahren zu lassen, ist im Ernstfall nicht tauglich. Das Fazit des Ergebnisberichts: „In seinem derzeitigen Zustand ist das Funkgerät noch nicht für den Einsatz in der Truppe geeignet.“ Die Mängel stünden „im Gegensatz zu den taktischen Notwendigkeiten im Krieg“.
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| Text-/Bildquelle: | Übermittelt durch www.dts-nachrichtenagentur.de |
| Bildhinweis: | Bundeswehr-Soldat (Archiv) |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer wird in dem Artikel namentlich genannt?
Im Artikel werden keine vollständigen Namen von Personen erwähnt.
Welche Organisationen oder Einrichtungen tauchen im Text auf?
Bundeswehr, Verteidigungsministerium, Nato, Arbeitsgemeinschaft von Herstellern, Amt für Heeresentwicklung, dts Nachrichtenagentur, Welt am Sonntag, VW, Bundeswehr
Zu welchem Datum oder in welchem Zeitraum fand das Ereignis statt?
Das Ereignis fand im Mai 2023 statt.
An welchem Schauplatz spielt sich das Geschehen ab?
Die Orte, an denen das beschriebene Ereignis stattfindet oder stattfand, sind: Berlin, Truppenübungsplatz Munster.
Was ist die zentrale Aussage des Artikels in einem Satz?
Die Bundeswehr hat gravierende Probleme bei der Digitalisierung ihrer Funkkommunikation, die die Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte stark beeinträchtigen, insbesondere aufgrund eines gescheiterten Tests, der zeigte, dass die neuen digitalen Funkgeräte nicht für den Einsatz geeignet sind.
Welcher Umstand führte zu dem Vorfall?
Der Auslöser für die Probleme der Bundeswehr bei der Digitalisierung der Funkkommunikation sind gravierende Mängel der gelieferten Software von Herstellern, die sich bereits vor einem gescheiterten Test im Mai 2023 gezeigt hatten. Der Testabbruch und die Feststellung, dass die Funkgeräte nicht "kriegstauglich" sind, führten zu einer ernsthaften Einschränkung der Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte, insbesondere der Panzerbrigade 37, die als Nato-Schnelleingreiftruppe gemeldet ist.
Wie fiel die Reaktion der Öffentlichkeit oder politischer Akteure aus?
Im Artikel wird beschrieben, dass die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium mit gravierenden Problemen bei der Digitalisierung der Funkkommunikation konfrontiert sind, was zu einer eingeschränkten Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte führt. Medienberichten zufolge bleibt die neue Mischlösung aus digitalen und analogen Geräten zwar militärisch handlungsfähig, ist jedoch nicht für den feindlichen Einsatz geeignet, und bereits vor dem Test im Mai gab es Warnungen über die Mängel der Software.
Welche Konsequenzen oder Auswirkungen werden beschrieben?
Einschränkung der Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte, temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft, nur für Ausbildung und Übung einsetzbar, nicht gefechtstauglich, Verschiebung der digitalen Umrüstung, Nutzung durch die Truppe derzeit verboten, systemanfällig für menschliche Fehler, unzureichender Vorlauf für Frequenzmanagement, lange Einarbeitungszeit der Nutzer, nicht geeignet für den Einsatz in der Truppe, nicht abgestimmt auf taktische Notwendigkeiten im Krieg.
Wurde bereits eine offizielle Stellungnahme veröffentlicht?
Im Artikel wird auf die gravierenden Probleme der Bundeswehr bei der Digitalisierung der Funkkommunikation hingewiesen. Ein zentrales Zitat besagt, dass das Funkgerät "in seinem derzeitigen Zustand noch nicht für den Einsatz in der Truppe geeignet" ist und die Mängel "im Gegensatz zu den taktischen Notwendigkeiten im Krieg" stehen.
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